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17.05.2024

Gerüst & Hausbau: Diese Auswirkungen hat die Baukrise

Für dich zusammengefasst

  • Baukrise hat Auswirkungen auf die Baubranche: Die aktuelle Lage in der Baubranche ist von der Baukrise geprägt. Es wird weniger gebaut, insbesondere bei Einfamilienhäusern.
  • Ursachen für die Baukrise: Die Baukrise wird durch steigende Bauzinsen, hohe Baukosten und die Inflation verursacht.
  • Auswirkungen auf die Gerüstbranche: Die Gerüstbranche ist ebenfalls von der Baukrise betroffen. Die Nachfrage nach neuen Gerüsten ist rückläufig.
  • Prognose für die Zukunft: Die Baukrise wird voraussichtlich auch in Zukunft eine Rolle spielen. Es ist jedoch zu erwarten, dass sich die Lage in naher Zukunft stabilisieren wird.
  • Fazit: Die Baukrise hat weitreichende Auswirkungen auf die Baubranche und auch auf die Gerüstbranche. Es ist wichtig, die Entwicklungen in diesem Bereich genau zu beobachten und sich auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.

Rund um das Thema Gerüst & Hausbau und diesbezügliche Auswirkungen der Baukrise gibt es zahlreiche Fragen.

Experten-Interview mit Timo Söhner

Timo Söhner war 10 Jahre tätig im Bauamt der Stadt Vöhringen. Jetzt ist er selbstständiger Berater im Bereich Projektentwicklung.

Wir befinden uns in Deutschland in einer Rezession mit negativen Prognosen für die nächsten Jahre. Wie sieht die aktuelle Lage in der Baubranche aus?

Timo Söhner: Die aktuelle Lage - denke ich - stellt sich sicherlich so dar, dass natürlich weniger gebaut wird. Das spüren auch wir ganz klar im Bauamt - auch bei einer Kommune wie der Stadt Vöhringen. Was denke ich ganz entscheidend zurück gegangen ist, ist der Bau von klassischen Einfamilienhäusern. Aufgrund der Steigerung der Bauzinsen ist es auch das Ergebnis daraus, dass mit gestiegenen Zinsen natürlich die Vorhaben, wie sie die letzten Jahre geplant waren, nicht mehr ganz so finanzierbar sind. Ausschlaggebend ist hier natürlich auch, dass die eigentlichen Baukosten extrem gestiegen sind. Sei es Rohmaterial, Endmaterial, Arbeitsmaterial wie auch beispielsweise Gerüst oder gar Handwerkerleistungen. Die Kosten für ein klassisches Einfamilienhaus sind hierdurch einfach extrem schnell sehr hoch geworden.

Was wir nach wie vor verstärkt wahrnehmen ist, dass gerade im Geschosswohnungsbau nach wie vor ein riesiger Bedarf vorhanden ist. Das wirkt sich auch auf die Baugenehmigungen aus, die bei uns eingehen. Ich denke die Baubranche hat jetzt gerade einen gewissen Knick bekommen, durch die hohen Zinsen und die gestiegenen Baukosten. Die Inflation spielt hier natürlich ebenfalls mit rein.

Aber wir können uns, denke ich, bei uns hier in der Region dann auch eher glücklich schätzen, weil wir ja einen großen Bedarf haben. Der Wohnraum ist hier knapp, sei es in den größeren umliegenden Städten wie aber auch hier in den guten Randlagen – Nahe Ulm, nahe der Autobahn. Diese Wohnbereiche sind extrem beliebt für bereits ansässige Menschen sowie Pendler. Von daher denke ich wird es auch in naher Zukunft eine Stabilisierung geben. Ich gehe davon aus, dass ihr das unter Umständen beim Thema Gerüst ebenfalls bemerken werdet. Die Baubranche als solches hat, aktuell natürlich etwas zu knabbern. In naher Zukunft vermute ich hier jedoch auch eine Erholung gerade aufgrund des enormen Bedarfs – ob dies nun im Bereich der Einfamilienhäuser oder dann doch eher im Bereich der Mehrfamilienhäuser sein wird, wird sich jedoch zeigen müssen.

Dann gehen Sie also davon aus, dass sich die Kosten auch für Einfamilienhäuser wieder einpendeln könnten?

Timo Söhner: Man kann es ja nie wirklich voraussehen. Aktuell ist die Lage so, dass die Finanzierung eines Einfamilienhauses ein großes Vielfaches von dem kostet, was es vor einigen Jahren noch an Kosten mit sich gebracht hat. Nach den Preisanstiegen der letzten Jahre wird man sich sicher grundlegend ein wenig umstellen müssen. Ob das Preisniveau jedoch dauerhaft so hochgehalten werden kann, ist fraglich. Gegenteiliges wäre wünschenswert.

Doch abgesehen von den eigentlichen Baukosten sind ja die Erwerbskosten ebenfalls enorm gestiegen. Exemplarisch meine ich hier die Grundstückskosten. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Preissteigungen der letzten Jahre hier wieder relativiert werden. Grund dafür ist, dass die vorhandene Fläche natürlich immer weniger wird – trotz stetig steigendem Bedarf. Hier werden Angebot und Nachfrage den Markt weiterhin stark beeinflussen und regeln.

Auch in der Politik wird es ja des Öfteren diskutiert, inwieweit das klassische Einfamilienhaus noch zukunftsfähig ist. Das betrifft ebenfalls die Stadt Vöhringen. Der Stadt ist es natürlich wichtig, sämtliche Wohnformen anbieten zu können. Aber auch hier sieht man als eine gelungene Alternative zum Einfamilienhaus etwa Kettenhäuser oder Doppelhaushälften die einfach weniger Grundfläche benötigen – demnach natürlich auch weniger Wohnfläche zur Verfügung haben - aber dann auch entsprechend günstiger errichtet werden können.

Was wir auch feststellen, ist dass sich das klassische Einfamilienhaus in letzter Zeit auch gewandelt hat. Wo früher ein Haus für lediglich eine Familie mit großem Garten gebaut wurde, entstehen heute eher Mehr-Generationen-Häuser oder Zwei- bis Dreifamilienhäuser, in welchen eine Wohneinheit vermietet wird, um eine gewisse Refinanzierung zu erhalten.

Wenn wir jetzt einmal einen direkten Vergleich starten. Wie viel wird denn dieses Jahr im Vergleich zu den letzten Jahren gebaut? Gibt es da Tendenzen?

Timo Söhner: Eine Statistik als solche liegt mir hierzu natürlich nicht vor. Aber durch Pressemitteilungen beispielsweise bekommt man ja durchaus einen Einblick. Daher kann ich sagen, dass schon weniger Baugenehmigungen erteilt werden oder weniger Bauanträge aufkommen. Natürlich nehmen wir daher auch ohne Statistiken einen Rückgang wahr. Allerdings ist dies oftmals auch von den örtlichen Gegebenheiten abhängig. Vereinzelte Bauten fallen nicht so in den Fokus wie beispielsweise komplett neue Baugebiete. Wie gesagt, ich denke die Tendenz ist schon rückläufig, in Fakten kann ich das jedoch nicht belegen.

Werden in unserer Region denn nun vermehrt reservierte Grundstücke wieder freigegeben oder noch unbebaute Grundstücke wieder verkauft?

Timo Söhner: In unserer Region hält es sich die Waage. Klar, wenn wir jetzt sagen, wir haben bisher auf 25 Bauplätze 800 Bewerber gehabt, haben wir jetzt vielleicht noch 200. Aber das ist immer noch jede Menge und gerade wir haben bis dato zumindest mal nicht den Fall, dass ein Baugrundstück vergeben wurde und dann doch nicht gebaut wurde.

Welche Auswirkungen hat Ihrer Meinung nach denn die Inflation allgemein auf unsere Baubranche?

Timo Söhner: Die gewisse Preissteigerung im Bereich des Baugewerbes hat aufgrund der extrem hohen Nachfrage vermutlich in den vergangenen Jahren jeder schon deutlich zu spüren bekommen. Natürlich trägt die Inflation jetzt ebenfalls ihren Teil dazu bei. Glücklicherweise können wir ja bereits jetzt feststellen, dass die Inflation in kleinen Schritten zurück geht. Aber bezogen auf die Baubranche spielen viele Faktoren mit in die Preissteigerung. Letztlich war auch jedem klar, nachdem der Russland-Ukraine-Konflikt begann, dass die Stahlpreise oder auch Holzpreise in die Höhe schießen. Auch hier konnten wir jedoch glücklicherweise feststellen, dass diese Preise – gerade bezogen auf Stahl und Holz – mittlerweile rückläufig sind. Die Kosten stiegen immens und fallen inzwischen glücklicherweise ja wieder. Wenn die Preise nun aufgrund eventuell zurückgehender Nachfragen im Bereich des Rohbaus fallen, könnte es durchaus möglich sein, dass auch hier die enorm gestiegenen Preise wieder etwas mehr fallen werden. Klar, die technischen Gewerke wie Heizung, Lüftung, Sanitär, Elektro werden vermute ich schon noch eine ganze Weile eine hohe Nachfrage sowie ein gleichbleibendes oder steigendes Preisniveau haben.

Aber grundsätzlich denke ich, dass die Kosten in der Baubranche eher rückläufig sind.

Während und nach Corona gab es starke Preissteigerungen, die gerade im Bau natürlich nicht nur den Endkunden, sondern auch die Hersteller betroffen haben. Material musste für mehr Geld beschaffen werden und genau dieses Material muss jetzt noch verarbeitet sowie verkauft werden. Dass sich somit gerade im Bezug auf Gerüste die Preise nicht so schnell erholen konnten, wie sie es beispielsweise bei den Rohstoffen selbst getan haben, liegt leider auf der Hand.

Wir hatten jedoch in den letzten Jahren schon fast einen Hype – eine unnatürlich hohe Nachfrage an Material. Wenn das jetzt mit der Zeit nachlässt, werden sich die Preise hoffentlich ebenfalls wieder einpendeln sowie stabilisieren. Ich vermute, dass können Sie ebenfalls als Gerüsthändler bestätigen, wenn es um das Thema neue Gerüste geht.

Wir selbst konnten unsere Neuwarenpreise 2024 glücklicherweise bereits für unsere Kunden senken. Sind mit der Problematik jedoch natürlich ebenfalls vertraut und halten den Markt sowie dessen Entwicklung gerade im Bereich Bau und Gerüste stets im Blick. Es wäre natürlich wünschenswert, dass sich die Baubranche und ebenfalls der Gerüst Sektor erholen.

Wie haben sich die Baukosten insgesamt und vor allem hier in der Region entwickelt? Wie verhält es sich mit den Grundstückspreisen?

Timo Söhner: Klar, die Preise für Bauland sind natürlich stark gestiegen. Was auch einfach der Nachfrage geschuldet ist. Aber das liegt auch daran, dass die Grundstücke an sich begrenzt sind und auch weniger werden. Natürlich gibt immer wieder die Fälle, wo Bauherren oder Interessenten sich Grundstücke im Ortsinneren raussuchen. Als Gemeinde wird das natürlich begrüßt, da wir an der Nahverdichtung innerhalb eines Ortes interessiert sind und die Nahverdichtung der Außenentwicklung vorziehen. Kostentechnisch hat das unter Umständen ebenfalls seinen Vorteil für den Interessenten, wenn auch Grundstücke angegangen werden, die bislang im Ort brach, lagen aufgrund von nicht vorhandenem Bedarf oder wie auch immer. Da ist es für uns positiv, dass die Nachfrage zwischenzeitlich so groß ist, dass auch diese Bereiche bebaut oder gekauft werden.

Was sind ihrer Meinung nach die Treiber der höheren Kosten abgesehen von Inflation und Zinsentwicklung?

Timo Söhner: Man muss betrachten, was die höheren Kosten auslöst oder wie sich diese hohen Kosten zusammensetzen. Wenn ich jetzt beispielsweise ein Einfamilienhaus vor 30 Jahren anschaue, dann hat das einen ganz anderen Standard als heute. Und dass der Standard heute aufwendiger und umfangreicher ist, führt automatisch zu höheren Kosten. Ich denke gerade im Bereich Dämmung und Heizung sowie Lüftung sind wir aktuell in einer spannenden Phase wo gewisse Unsicherheit herrscht und keiner weiß so richtig was zu tun ist. Von dem her glaube ich einfach, dass die Kosten hauptsächlich natürlich wie gesagt Inflation und Zinsen sowie der Nachfrage geschuldet sind aber einfach auch, weil die Anforderung für den Bauherren zwischenzeitlich ganz anders ist. Diese sind im Vergleich von vor 30 Jahren natürlich gestiegen.

Auch Themen wie Energieeinsparung und Co. dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Viele Bestandsobjekte sind nicht mit dem heute notwendigen Material gebaut worden.

Auch die Bauherren selbst haben heuer eine ganz andere Erwartungshaltung, als es damals der Fall war. Das Eigenheim muss meist ein SmartHome sein, was früher undenkbar war – heute jedoch die Kosten mit in die Höhe treiben.

Kommt es aktuell zu großen Verzögerungen von Bauprojekten grade durch den Mangel an Baustoffen?

Timo Söhner: Könnte ich jetzt so nicht bestätigen. Was mit Sicherheit an diversen Gewerken zu spüren ist, ist dass die Firmen an sich eine große Auslastung haben. Dass es hier zu Verzögerungen kommt, weil zu viele Baustellen gleichzeitig laufen. Das ist jedoch ja auch ein positiver Aspekt, der unter Umständen ja auch dazu führen kann, dass die Allgemeinheit aufwacht und bemerkt, dass wir im Bereich Handwerk wieder mehr investieren sollten, damit der Nachwuchs – der Handwerker von morgen – gewillt ist, in diese Branche einzusteigen.

Was kann aus ihrer Sicht der klassische Bauherr machen um ein bereits geplantes Projekt doch noch so kostengünstig wie möglich realisieren zu können, ohne das Handtuch vorab werfen zu müssen?

Timo Söhner: Wenn man noch in der Planungsphase ist, kann man überdenken, wieviel Fläche wirklich notwendig ist. Umso mehr Wohnfläche, umso höhere Kosten. Vielleicht sollte man sich künftig auch zuvor mehr Gedanken machen, wie groß die Räume sind, die geplant wurden und ob man diese später auch wirklich so groß braucht. Ein anderer großer Aspekt ist, wenn man im Bereich des privaten Häuslebauers denkt, dass hier gewisse Eigenleistungen erbracht werden können. Natürlich ist es nicht mehr so einfach, wie früher, weil eben das Bauen auch anspruchsvoller geworden ist. Aber es gibt auch gewisse Gewerke, die auch in Eigenregie ausgeführt werden können. Das sind alles so Dinge, das lässt sich auch leicht irgendwo abschätzen oder rechnen, wenn man sagt man macht selbst mit Familie und Freunden gewisse Arbeiten. 

Da kann man einen Wert ansetzen und sieht dann schnell, was dabei rauskommt. Wenn gewisse Arbeiten in Eigenleistung erbracht werden, fallen zumindest die zu zahlenden Arbeitsstunden weg. Oder man kann sich durch die Anschaffung eines gebrauchten Gerüstes die unter Umständen teure Miete eines Gerüstes sparen. Und ja also ich denke mal früher war das ja wirklich so, dass Familien sich gegenseitig geholfen haben und Häuser in Eigenregie errichtet haben und sowas sehen wir heute eigentlich überhaupt gar nicht mehr. Ich sag mal zu 80 % werden schlüsselfertige Häuser gekauft. Was sich die letzten Jahre aufgrund der günstigen Zinspolitik hat gut darstellen lassen. Aber inzwischen wird das schwerer.

Wie hoch ist ihrer Meinung nach die Wahrscheinlichkeit, dass bereits angefangene Bauwerke nicht fertig gestellt werden können beziehungsweise extrem verlängerte Bauzeiten haben? Thema Handwerkermangel, Mehrkosten am Bau, etc.

Timo Söhner: Ich denke es kommt immer darauf an, was für Bauvorhaben es sind. Gewisse Verzögerungen wird es immer geben. Unvorhergesehene Sachen sind nicht auf dem Schirm. Aber grundsätzlich sehe ich da kein großes Problem, dass hier allzu große Verzögerungen und somit Mehrkosten da sind.

Man sollte eben bereits in der Planungsphase wirklich gründlich überlegen, welche Bauabschnitte es geben wird und wie man selbst hier noch eingreifen kann oder beispielsweise von vornherein schon einen gewissen Ablauf selbst lenken kann.

Gerade bei Umbauten oder Neubauten kann hier beispielsweise von den Bauherren bereits zu Beginn – nach ausführlicher Kalkulation durch fachkundige Personen, wie es bei euch zum Beispiel der Fall ist – selbst ein Gerüst angeschafft werden, um lange und vor allem teure Mietzeiten von einem gebrauchten Gerüst vermeiden zu können. Ein weiterer Vorteil ist, dass man selbst im Fall einer Verzögerung keine weiteren und höheren Mietkosten tragen muss und somit letztlich vielleicht sogar eine Einsparung hat.

Natürlich fallen mittlerweile bei Materialien für den Bau gewisse Mehrkosten an, die weder abzustreiten noch zu vermeiden sind. Selbst wenn der Stundensatz der Handwerker im besten Fall vielleicht nicht gestiegen ist, so sind die Kosten der verwendeten Materialien sicherlich um ein Vielfaches teurer als beispielsweise vor der Pandemie.

Auf was sollten die Bauherren, die 2024 erst anfangen wollen zu bauen achten?

Timo Söhner: Meine Empfehlung wäre einfach, vielleicht auch die aktuelle Fördersituation etwas im Blick zu behalten. Man hat vor nicht allzu langer Zeit die Grenze des Einkommens für Fördermöglichkeiten nach oben gesetzt. Das heißt, es haben hier jetzt deutlich mehr Familien die Chance auf ein zinsgünstiges Darlehen zurückgreifen zu können. Aktuell sind natürlich aufgrund der hohen Nachfrage und des inzwischen ausgeschöpften Topfes die Förderungen der KFW teilweise gestoppt. Aber ich denke, das ist auf jeden Fall etwas, dass man gesamt im Auge behalten sollte, da gerade die Zinsen bezogen auf ein Bauvorhaben eine enorm große Rolle spielen.

Wie schätzen Sie den Wohnraum in unserer Region ein?

Timo Söhner: Gerade in unserem Bereich haben wir eine bisher und auch sicherlich weiterhin hohe Anfrage, was Wohnraum angeht. Wir genießen eine exzellente geografische Lage, indem wir Nahe zu Ulm sowie der Autobahn liegen und ebenfalls im näheren Umfeld von Großstädten wie Stuttgart oder gar München sind. Das bringt natürlich auch mit sich, dass nicht nur Personen aus dem direkten Umkreis an Wohnraum in unserer Umgebung interessant finden. Ebenfalls Pendler oder gar Großstädter haben die letzten Jahre immer zunehmend Interesse an Wohnmöglichen in unserer Gegend angemeldet. Auch das Projekt Stuttgart 21 zieht immer mehr Menschen in unsere Gegend und hat eine gewisse Attraktivität für Großstädter, die ganz andere Mietpreise oder Kaufpreise gewohnt sind. Das wirkt sich natürlich nicht nur auf Vöhringen aus, sondern ebenfalls auf die anderen Randbereiche wie Illertal, Senden, Illertissen, etc.

Ist momentan die Nachfrage höher als das Tatsächliche, was zur Verfügung steht?

Timo Söhner: Ich denke gerade im Bereich des Mietwohnraums ist eine große Nachfrage vorhanden, die nicht voll umfänglich gedeckt werden kann. Speziell auch der bezahlbare Wohnraum ist ein wichtiges Thema. Da muss man schon schauen, dass niemand auf der Strecke bleibt. Das wird mit eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahre sein gerade das Thema bezahlbarer Wohnraum und das zur Verfügung stellen können von genau diesem. Klar da sind auch Kommunen gefragt. Die Stadt Vöhringen war auch schon tätig und hat ein Mehrfamilienhaus für bezahlbaren Wohnraum gebaut. Es ist eine große Herausforderung, die ich da auf uns zukommen sehe, dass man zukünftig auch bezahlbaren Wohnraum schaffen kann. 

Wie verhalten sich hier in der Region die Immobilienpreise?

Timo Söhner: Die Grundstückspreise für denjenigen, der sich dafür interessiert, gibt es für unsere Region im Geodatenportal des Landkreises Neu-Ulm. Dort sind die umliegenden Gemeinden abgebildet, wo der Richtpreis drinsteht. Ob dieser immer marktgerecht ist, will ich bezweifeln. Das kommt stark auf die Lage an. Da gibt es aber natürlich Ausreiser nach oben und nach unten. Aber grundsätzlich wird der Grundstückspreis schon höher werden bzw. bleiben. Was jetzt die Immobilienpreise von Bestandsimmobilien angeht, das ist eher was, wo gewisse Schnäppchen oder eben bezahlbare Möglichkeiten vorhanden sind, zu einer Immobilie zu kommen. Hier ist im Moment natürlich auch noch eine sehr hohe Nachfrage und es werden hohe Preise erzielt. Allerdings sind diese im Vergleich zum Neubau dann eben teilweise doch deutlich niedriger angesetzt.

Vor Corona und vor der Krise Ukraine-Russland war der Neubau teils günstiger als der Kauf einer Bestandsimmobilie. Das hat sich nun komplett gewandelt, oder?

Timo Söhner: Ja, vielleicht muss ja auch jeder Einzelne die Ansprüche nochmals überdenken. Im Moment wo vieles bezahlbar war und Geld günstig zu bekommen war, stellte sich die Frage ja teils gar nicht, ob man wirklich einen Neubau braucht. Aber gerade aus ökologischer Sicht macht es durchaus Sinn den Bestand, der vorhanden ist, auch zu nutzen. Die Lebensdauer von einem Haus ist ja auch nicht nach 30 oder 40 Jahren zu ende. 

Dementsprechende kann die gleiche Zeit nochmals weiter genutzt werden nach Sanierung oder Ausbau oder anderen Tätigkeiten. Ich bin schon immer ein Freund von Bestand und Sanierung gewesen und sehe gewisse Chancen, wenn man die Ansprüche etwas anders gestaltet – dann hat die Bestandsimmobilie und somit der Traum eines Eigenheims eine gewisse Chance.

Gehen sie persönlich davon aus, dass in den nächsten Jahren die Preise nochmals steigen werden?

Timo Söhner: Das ist natürlich eine schwierige Einschätzung. Aber gerade in attraktiven Lagen, die begrenzt sind, werden die Preise vielleicht nicht mehr ganz so stark steigen wie in der Vergangenheit. Klar das hängt natürlich auch von den Baukosten ab. Wenn wir sagen, dass diese eben ein wenig konstanter bleiben, wird sich dieses Preisniveau auch ein wenig beruhigen und nicht mehr ganz so stark steigen wie bisher.

Wie wichtig ist es aus ihrer Sicht, dass der Staat neue Förderprogramme zur Verfügung stellt?

Timo Söhner: Das ist immer ein zweischneidiges Schwert. In dem Moment, wo die Regierung sagt ich will gewisse Bereiche fördern, besteht oftmals die Gefahr, dass in genau diesem Bereich die Preise plötzlich steigen. Als Beispiel: Die Unterstützung für den Austausch der Heizung macht Sinn. Aber ich meine mich zu erinnern, dass die Kosten für die Heizungsanlagen nach Zusage der Zuschüsse dann stark gestiegen sind. Jedoch ist die Förderung von Wohnraum zur heutigen Zeit enorm wichtig, weil sonst ja gar nichts passiert und dass der Wohnraum gebraucht wird, sehen wir jeden Tag. 

Wichtig wäre es, dass auch der bezahlbare Wohnraum gut gefördert wird - wie gewisse Neubauten die gewisse Energie Standards einzuhalten haben. Vielleicht gibt es da noch ein entsprechendes Handlungspotential. Beispielsweise, dass gerade bei Bestandsgebäuden, die bezahlten Wohnraum zur Verfügung stellen, nicht ganz die gleichen Standards eingehalten werden müssen wie bei Neubauten. Also ich denke grundsätzlich tun Förderungen der Baubranche ganz gut.

Es wäre demnach sehr sinnvoll private Bauherren zum Kauf von Bestandsimmobilien zu bewegen, indem man auch für diese Objekte ausreichend Förderprogramme zur Verfügung stellt. Hat die Stadt Vöhringen hier etwas geplant?

Timo Söhner: Die Stadt Vöhringen hat die finanziellen Mittel nicht um private Bauherren in einer ausreichenden Größenordnung zu unterstützen. Was wir haben, sind Zuschüsse für ein Balkonkraftwerk. Andere Förderungsmöglichkeiten findet man zum Beispiel auf der Seite der KFW. Hier kann man sich über den grundsätzlichen Immobilienkauf und dessen Fördermittel sowie über Förderungen bei Sanierungen ausführlich informieren.  

Wie schätzen Sie die derzeitige Zinspolitik ein und welche Auswirkungen hat das auf die Baubranche?

Timo Söhner: Wenn man ein wenig den Zinsverlauf anschaut, ist im Moment klar, dass der Ursprung die Inflation war. Man regelte das über die Zinserhöhungen. Hat ein wenig sein Soll erfüllt. Die Inflationsrate ist runter gegangen und nun relativ stabil. Man merkt ja auch, dass die Bauzinsen gerade auch zurück gehen. Das hat mich selbst ein wenig verwundert. Die EZB hat den Leitzins ja nicht wieder runter gesetzt. Auch nicht erhöht. Vielleicht war das ein Signal. Aber ich meine irgendwo, dass der Bauzins inzwischen unter 4 Prozent ist, wenn man da gewisse Rücklagen hat. Und von dem her ist das ja bereits wieder ein Wert, mit welchem man in gewisser Form gut arbeiten kann.

Was bedeutet für sie der Handwerkermangel?

Timo Söhner: Ich sag mal die Einfamilienhausbauer sind natürlich meistens keine Profis und haben auch nicht entsprechende Kontakte, dass sie für jedes Gewerk fünf Handwerker kennen und anrufen können. Von dem her tun die sich dann schon schwerer, wenn sie den Hausbau selbst organisieren wollen und gehen dann eher den Schritt für die schlüsselfertige Beauftragung. Wer sich trotzdem vielleicht ein wenig hineindenkt und hineinarbeitet, kann sicherlich auch mit den Handwerkern vor Ort sprechen und sich mehrere Angebote einholen, um vergleichen zu können. Ich bin ein Freund von einem gewissen Wettbewerb. Natürlich ist der Handwerkermangel in letzter Zeit deutlich spürbar. Allerdings hat sich die Lage der überfüllten Auftragsbücher im Vergleich zu Zeiten der Pandemie ein wenig entschärft. Wartezeiten gab es schon immer und wird es immer geben. Doch wer mehrere Angebote hat, kann hier auch ein wenig selbst timen und die Aufträge entsprechend vergeben.

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Ihr Team von GH-Gerüsthandel GmbH & Co. KG
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Veröffentlicht von

Melanie Bader

Seit 2017 bei GH Gerüsthandel tätig
Teamleiterin Vertrieb & Einkauf

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melanie.bader@ghgeruesthandel.de